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Documentaries

Südtiroler Schwabenkinder der Nachkriegszeit

Zwischen Oktober und Dezember 1958 kamen neun 14 bis 15-jährige Burschen aus Südtirol in Schwäbisch-Gmünd am Bahnhof an. Für alle war es die erste Reise ins Ausland. Zum Teil noch in kurzen Hosen und frierend, in der Hand ein Koffer mit ihrem ganzen Hab und Gut und ganz still vor Angst und Aufregung: Hier erwartete sie ein neues, unbekanntes, fremdes Leben. Fern von der Familie, den Freunden und den vertrauten Bergen. Ihre Familien hatten sie Richtung Norden ‚verschickt’, weil sie in Südtirol keine passenden und entlohnten Lehrstellen für ihre Kinder gefunden hatten. Die meisten ihrer Eltern hatten sich selbst 15.000 Lire Monats-Beitrag für die Ausbildung ihres Sohnes nicht leisten können. So kam zum Beispiel Erich Pernter aus Truden, von einem winzigen Bauernhof; er wollte Uhrmacher werden. Hans Hofer war einer von 12 Kindern von einem Bergbauernhof in Stuls in Passeier, der gerade das nötigste zum Leben der Großfamilie abwarf. Geld blieb nie übrig. Die 50-er Jahre waren in Südtirol die kargen Aufbau-Jahre nach dem Faschismus und dem Kriegsende. In Nachkriegsdeutschland hatte der Aufschwung schon früher eingesetzt. Das Land jenseits der Bren- nergrenze lockte mit guter, bezahlter Ausbildung und Arbeit – und das auch noch in deutscher Sprache.

Autor: Markus Frings

Publishing year: 2009